Kleine Störungen in der Supply Chain sind zwar ärgerlich, meistens aber nicht weiter wild. Um die Abschnitte einer Lieferkette, an denen es häufig zu Vorfällen kommt, resilient zu gestalten, planen die meisten Unternehmen im Verlauf der Zeit mit kleinen Puffern.
Kommt eine Lieferung etwa ein, zwei Tage später an, weil sie in den Stau geraten ist oder der Zoll etwas länger gebraucht hat, bringt das beispielsweise nicht viel durcheinander. Da ihr die durchschnittliche Lagerdauer eurer Produkte kennt, habt ihr ohnehin so vorausschauend bestellt, dass ihr bis zur nächsten Lieferung einfach den Rest der alten Charge versenden könnt.
Schwieriger wird es, wenn ausgerechnet an Stellen innerhalb der Supply Chain Probleme auftreten, an denen bislang immer alles reibungslos lief: Das sind die Störungen im Betriebsablauf, die ein Unternehmen kalt erwischen – einfach, weil kein Plan B zur Hand ist.
Der Aufbau einer sicheren Lieferkette beginnt daher gewöhnlich mit einem umfassenden Risiko-Assessment, das jeden Schritt der Supply Chain kritisch hinterfragt: Brauchen wir den wirklich? Und was, wenn hier etwas schiefgeht?
Drei Ansatzpunkte für die Analyse eurer Supply Chain Resilience
Eine krisensichere Lieferkette setzt nicht voraus, dass ihr dabei alle potenziellen Risiken entdeckt, bevor sie sich zu echten Problemen entwickeln können: Auch die beste Planung kann nicht verhindern, dass früher oder später irgendetwas schiefläuft.
In der Praxis lebt Supply Chain Resilience vom Zusammenspiel der proaktiven und reaktiven Elemente. Wer sich gut vorbereitet, kann im Fall eines Falles schließlich gelassener reagieren – und wer seine Erfahrungswerte wieder ins Supply Chain Management einfließen lässt, trägt damit zur konstanten Weiterentwicklung der Lieferkette bei.
Hier sind drei Fragen, die euch dabei helfen, Schwachstellen entlang der Lieferkette aufzudecken und eure E-Commerce-Erfahrungen in effektive Logistik-Strategien umzusetzen.
1. Gibt es für jeden Schritt einen Plan B?
Damit nicht eine einzige Störung die gesamte Supply Chain aus der Bahn werfen kann, lohnt es sich, redundante Strukturen aufzubauen. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass ihr für jeden Schritt in der Lieferkette zwei parallele Angebote nutzt – je mehr Partnerunternehmen involviert sind, desto kostspieliger und unübersichtlicher wird schließlich auch das Gesamtbild. Um die Supply Chain Resilience zu verbessern, ist es aber ratsam, für jeden Schritt in der Kette einen Plan B parat zu haben. So könnt ihr im Bedarfsfall eure Abläufe an die Gegebenheiten anpassen, ohne erst lange recherchieren und Preise vergleichen zu müssen.
2. Habt ihr eine kleine Notfallreserve am Lager?
Wer sein Lager immer „just in time“ aufstockt, läuft Gefahr, dass bereits kleine Störungen wie ein Stau oder eine vor den Feiertagen etwas längere Bearbeitungszeit beim Zoll ein leeres Lager zur Folge haben. Um das zu verhindern, sollte eine sichere Lieferkette daher auch die Balance zwischen Lean Management und Notfallreserve halten: Das Ziel besteht darin, genau die Mengen ans Lager zu legen, die euch im Fall eines Falles genug Zeit geben, um auf Plan B umzusteigen und anderweitig für Nachschub zu sorgen.
3. Könnt ihr euer Lager in Echtzeit prüfen?
Euer neues Produkt hat sich als Bestseller herausgestellt, aber ausgerechnet jetzt steckt ein Frachtschiff im Ärmelkanal fest und niemand weiß, wann die nächste Lieferung ankommen wird? Oder ist ein:e Lieferant:in kurzfristig ausgefallen und die Produktion droht, ins Stocken zu geraten?
Auch in Sachen Supply Chain Resilience profitiert ihr davon, wenn Onlineshop und Lager über digitale Schnittstellen miteinander verbunden sind. So findet ihr auf einen Klick heraus, was ihr vorrätig habt – und könnt umso schneller euren Plan B für die Nachbestellung aktivieren, wenn der Bestand nicht ausreicht.
Warum eine transparente Lieferkette nicht nur die Supply Chain Resilience stärkt
Eine ganzheitliche Strategie für mehr Supply Chain Resilience birgt gleich zwei große Vorteile. Betrachtet ihr die Lieferkette als großes Ganzes, stellt ihr nämlich nicht nur sicher, dass ihr gegen Störungen abgesichert seid: Durch die regelmäßige Kontrolle der einzelnen Schritte lernt ihr auch eure eigenen Betriebsabläufe besser kennen. Und das eröffnet oft ungeahntes Potenzial.
So könnt ihr die kontinuierliche Überprüfung der Supply Chain Resilience zum Anlass nehmen, auch die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit eurer Lieferkette regelmäßig zu überprüfen. Wenn ihr von Lieferanten und Dienstleistern Angebote für euren Plan B einholt, könnt ihr unter anderem die Gelegenheit für einen Preisvergleich nutzen.
Und wenn ihr ohnehin Versandbedingungen vergleicht, könnt ihr auch die Emissionen auf den einzelnen Versandwegen zu einem Faktor eurer Routine-Analyse machen und so effektives Risikomanagement mit dem Aufbau einer nachhaltigen Lieferkette verbinden.