Logistik in deinem Webshop: Dropshipping vs. Fulfillment – wer leistet was?

von Carolina Engl – 5 Min Lesedauer
zuletzt aktualisiert 28.4.2021 

Das, was wir heute als Dropshipping kennen, ist keine Erfindung des Onlinehandels: Seinen Ursprung hat dieses auch als „Streckengeschäft“ bekannte Logistikmodell im Vertrieb sogenannter Massengüter wie Kies oder Getreide. Da diese Produkte stets in großer Menge verkauft werden, lohnt es sich für Händler*innen nicht, eigene Lager zu betreiben, denn selbst eine große Fläche könnte immer nur mit ausreichend Ware für einige wenige Bestellungen bestückt werden.

Um logistische Engpässe zu vermeiden, teilen die an solchen Lieferketten beteiligten Unternehmen den Vertrieb in klare Aufgabenbereiche ein. Die Händler*innen gewinnen die Endkund*innen und nehmen die Bestellung entgegen. Alles, was nach dem Ausstellen der Rechnung kommt, wickelt jedoch das Unternehmen ab, das die Ware ohnehin schon am Lager hat – also entweder der Hersteller oder der Großhandel. So entstehen Ladentheken, hinter denen gar kein Lager steckt: Die Lieferung kommt nämlich aus einer ganz anderen Richtung.

Dieses System kommt dir irgendwie bekannt vor? Klare Sache: Auf den ersten Blick ähnelt Dropshipping dem Angebot eines Fulfillment-Dienstleisters. Aber nur auf den ersten Blick – denn sobald wir die Abläufe ein wenig genauer beleuchten, zeigt sich, dass es sich um zwei doch sehr unterschiedliche Logistiklösungen handelt – mit jeweils eigenen Vorteilen für deinen Onlineshop.

Lies hier, was Dropshipping von Fulfillment unterscheidet, und entscheide, welches Modell sich am besten dafür eignet, die Logistik in deinem Webshop effizienter zu gestalten.

Dropshipping oder Fulfillment? Abläufe, Vorteile und Schwachstellen im Überblick

Was Dropshipping-Anbieter im Kern von Fulfillment-Dienstleistern unterscheidet, ist die Art und Weise, wie du als Onlinehändler*in mit ihnen zusammenarbeitest. Im Dropshipping gewinnst du ein Partnerunternehmen, das weite Teile eurer Kooperation nach seinen eigenen Regeln abwickelt, wohingegen ein Fulfillment-Anbieter ein individuell auf dein Unternehmen zugeschnittenes Dienstleistungspaket erstellt. Ein Unternehmen arbeitet also mit dir, das andere für dich – und das wirkt sich einerseits auf die Prozesse innerhalb der Lieferkette und andererseits auf die Kosten für Lager, Verpackung und Versand aus.

1. Wem gehört die Ware – und wie sicher kannst du planen?

Einer der größten Unterschiede zwischen Dropshipping und Fulfillment wird sichtbar, wenn wir die Frage nach dem Einkauf stellen: Wem gehört die Ware überhaupt? Arbeitest du mit einem Fulfillment-Anbieter zusammen, bezahlst du lediglich für Dienstleistungen rund um Lagerung, Verpackung und Versand, die Ware gehört aber nach wie vor dir. Das bedeutet einerseits, dass du dein Sortiment vorfinanzieren musst – entweder mit Eigenkapital oder mit einem Kredit. Andererseits kannst du mit einem eigenen Lagerbestand auch sicher planen: Auf diese Ware hat außer dir niemand Zugriff, sodass es nicht zu unvorhergesehenen Lieferengpässen kommen kann.

Im Dropshipping sieht das anders aus: Da Ladentheke und Lager so strikt getrennt bleiben, behält das Unternehmen die Ware, das sie anschließend auch verschickt – der Preis für die Ware wird erst nach dem Kauf direkt mit dem Großhandel verrechnet. Aus diesem Grund hat Dropshipping den Vorteil, dass du kaum Eigenkapital mitbringen musst, um als Onlinehändler*in durchzustarten: Alles, was du brauchst, ist eine funktionierende virtuelle Ladentheke. Und weil eben kein Eigenkapital in dein Lager fließt, kannst du deine Ressourcen von Anfang an einsetzen, um durch einen professionellen Onlineshop und geschicktes Marketing schnell einen großen Kund*innenstamm aufzubauen.

Beim Dropshipping gibt es viele Vorteile – aber auch einige Nachteile.

Allerdings ist es im Dropshipping auch üblich, dass ein- und derselbe Großhandel mit mehreren Onlineshops parallel zusammenarbeitet. Teilst du dir einen Lagerbestand mit anderen Händler*innen, ohne dass für jede*n von euch ein bestimmtes Kontingent an Ware reserviert wurde, ist bei besonders beliebten Produkten daher auch ein Lieferstau möglich. Ruft ein anderes Unternehmen den gesamten Bestand ab, kurz bevor du deine Bestellungen durchgibst, kann es also sein, dass du deine Kund*innen über plötzlich stark verlängerte Lieferzeiten hinwegtrösten musst.

2. Wie viel Einfluss hast du auf die Auftragsabwicklung?

Im Fulfillment ist es üblich, dass die Auftragsabwicklung individuell an die Abläufe in deinem Unternehmen angepasst wird, um minimale Lieferzeiten mit maximalem Service zu verbinden. Gelagert wird deshalb immer in dem Land, in dem auch deine Kund*innen sind. Neben den Fulfillment-Basics Lagern, Kommissionieren, Verpacken und Versand  kannst du außerdem zusätzliche Leistungen buchen, um deinen Sendungen dein eigenes Corporate Design zu verleihen. Erhalten deine Kund*innen innerhalb weniger Tage nach Bestellung einen mit deinem Logo bedruckten Karton, in dem sich auch deine aktuellen Werbematerialien verstecken, erzeugt das einen Eindruck von Nähe und persönlichem Service.

Auch im Dropshipping sind solche Individualisierungen möglich, werden aber nur selten im selben Umfang umgesetzt wie im Fulfillment-Center. Ein Großhandelsunternehmen, das Dropshipping anbietet, ändert seine eingespielten Routinen in der Auftragsabwicklung gewöhnlich nicht für einzelne Händler*innen, sodass du vergleichsweise wenig Einfluss darauf nehmen kannst, wann und wo deine Sendungen verpackt werden.

Als besonders problematisch erweist sich dabei oft der Standort des versendenden Unternehmens: Er entscheidet schließlich über den Versandweg und damit über die Versandzeit, mit der sich deine Kund*innen anfreunden müssen. Wird das Sortiment deines Onlineshops beispielsweise in Amerika oder Asien hergestellt, kann Dropshipping nach Deutschland je nach Versandart mehrere Wochen dauern – und kommt dann ein falscher oder kaputter Artikel an, kann es sogar Monate dauern, bis deine Kund*innen nach einer Rücksendung Ersatz erhalten haben.

3. Mit welchen Kostenfaktoren solltest du rechnen?

Im Vergleich zum Fulfillment überspringt die Ware im Dropshipping einen großen Teil der Lieferkette. Das spart nicht nur Zeit und organisatorischen Aufwand, sondern auch bares Geld: Immerhin musst du weder den Transport ins Lager noch die Lagerverwaltung bezahlen. Ob Dropshipping günstiger ist als die Zusammenarbeit mit einem Fulfillment-Dienstleister, zeigt trotzdem erst die Kalkulation im Einzelfall – und zwar aus zwei Gründen.

Anfallende Kosten sollten im Voraus berechnet und einkalkuliert werden.

 

Zum einen bezahlst du auch im Dropshipping eine Gebühr für die Auftragsabwicklung: Immerhin entstehen auch im Großhandel Kosten für Versandmaterial, Porto und das Personal, das die Ware kommissioniert und verpackt. Diese Kosten legt der Großhandel auf seine Händler*innen um.

Zum anderen bezahlst du im Dropshipping aber zumeist auch den höchstmöglichen Warenpreis. Verkauft der Großhandel immer nur so viele Artikel auf einmal wie deine Kund*innen bestellen, kommst du nicht auf die Stückzahlen, die du bräuchtest, um von Staffelpreisen und Mengenrabatten zu profitieren. 

Flexibel starten, souverän ausbauen: Die richtige Logistik für deinen Webshop

Entscheidest du dich für Dropshipping, arbeitest du mit einem Großhandelsunternehmen zusammen, das seinen Teil der Lieferkette weitestgehend in Eigenregie verwaltet. Der große Vorteil dabei? Dropshipping kann sowohl deine Kosten als auch deinen Arbeitsaufwand minimieren, weil du ausschließlich den Verkauf übernimmst.

Der Nachteil? Je mehr Verantwortung für die Lieferkette du abgibst, desto weniger Mitspracherecht hast du. Hinzu kommt, dass Dropshipping nur nach dem System „ganz oder gar nicht“ funktioniert: Damit dein Partnerunternehmen die Lagerhaltung und Auftragsabwicklung komplett für dich übernehmen kann, musst alles, was du in deinem Shop anbietest, aus dem Sortiment dieses Unternehmens stammen – und das erzeugt eine Abhängigkeit, die Verhandlungen um die Warenpreise deutlich erschweren kann.

Möchtest du auf Dauer deine eigene Markenidentität ausbauen, ist es daher unerlässlich, dass du die Logistik im Webshop früher oder später selbst in die Hand nimmst: Nur so kannst du dein Sortiment frei zusammenstellen und deinen Kund*innen einen ebenso schnellen wie zuverlässigen Service bieten.

Weil Selbstbestimmung als Onlinehändler*in aber nicht bedeuten soll, dass du alle Aufgaben selbst erledigst, ist das der Moment, in dem es sich lohnt, sich mit dem Angebot der verschiedenen Logistikdienstleister von 2PL bis 4PL  vertraut zu machen. Denn schon die Zusammenarbeit mit einem Versanddienstleister, der die fertig verpackten Sendungen bei dir abholt, hilft dir dabei, Zeit und Wege zu sparen – und bringt dein Unternehmen einen Schritt weiter.

Titelbild von CHUTTERSNAP. Weitere Bilder von Amy Hirschi und Christian Dubovan.

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